Plötzlich gab es einen Ruck. Katharina wäre fast von der Bank gefallen. Zum Glück packte Opa sie schnell am Ärmel. Sie verzog weinerlich den Mund.
Marie und Jandra liefen mit ein paar anderen Kindern nach vorne zum Schwebebahnfahrer.
„Wieso halten wir?“ „Ist hier der Elefant in die Wupper gesprungen?“ „Müssen wir schon aussteigen?“ „ist die Schwebebahn jetzt kaputt?“ „Aber da ist doch nur Wupper!“
Ein Junge begann zu weinen.
„Psst!“, machte die Frau im blauen Kostüm. „Keine Sorge. Das ist nur eine kleine Unterbrechung. Gleich geht es weiter.“ Sie flüsterte mit dem Fahrer. Der schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
„Wir haben einen Stromausfall.“, erklärte die Frau. „Bitte setzt euch wieder.“ Sie guckte etwas ratlos nach rechts und links aus dem Fenster.
Ein Junge begann wieder zu weinen.
„Wir müssen noch etwas Geduld haben.“, lächelte die Frau.
„Ich will hier raus. Ich will hier raus!“, rief Marie. Fast alle Kinder begannen mit zu schreien, ich will hier raus. Nur der Junge weinte immer mehr.
Die Frau hielt sich die Ohren zu. Da stand Maries Großmutter auf, klatschte in die Hände. Immer wieder.
„Liebe Kinder, liebe Großeltern.“, sagte Maries Oma. „Mir scheint, das dauert noch etwas. Das ist nicht schlimm!“ Sie sah den weinenden Jungen an. „Als ich das erste Mal mit der Schwebebahn gefahren bin, hatte ich große Angst. Inzwischen weiß ich, unsere Schwebebahn ist ein sehr sicheres Verkehrsmittel. Und wir haben doch alles, was wir brauchen.“ Sie zeigte auf die Getränke und den Kuchen auf den Tischen. Hoffentlich muss niemand Pipi, dachte sie. „Gut, ein bisschen langweilig ist es schon. Da hast du Recht, Marie. Aber, was wäre besser, um die Zeit zu vertreiben, als Geschichten zu erzählen. Geschichten liebe Großeltern aus der Zeit, als wir selber so alt waren, wie unsere Enkel jetzt.“ Sie blickte umher, sah einige Großeltern mit den Köpfen nicken.
„Ich will mal den Anfang machen.“ Sie machte eine geheimnisvolle Pause. „ich darf doch?“, fragte sie und schob, ohne auf eine Antwort zu warten, das Geschirr auf einem Tisch bei Seite. Dann setzte sie sich auf den Tisch, nahm das Mikrofon der Reiseleiterin und begann zu erzählen:
„Als ich so alt war wie Marie,“, sie zeigte auf ihre Enkelin, „bin ich mit meiner Mama, also Maries Urgroßmama in die Stadt gegangen. Wie jede Woche. Wir gingen immer zu Fuß. Weil meine Eltern, Maries Urgroßeltern hatten kein Auto. Meine Mama, Maries Urgroßmama schon den Kinderwagen mit meiner kleinen Schwester, Maries Großtante, darin. Ich hielt mich wie immer am der Seite des Wagens fest.
„Heute ist ein ganz besonderer Tag.“, sagte meine Mama, Maries Urgroßmama.
„Wieso?“, fragte ich. „bekomme ich ein neues Kleid?“
Meine Mama, Maries Urgroßmama lächelte, schüttelte den Kopf.
„Neue Schuhe?“
Wieder schüttelte meine Mama, Maries Urgroßmama den Kopf. Sie lächelte wieder, diesmal besonders geheimnisvoll und sagte: „Heute gehen wir nur so in die Stadt.“
„Wieso? Wieso? Wieso?“, wollte ich wissen.
„Wart‘s ab! Gleich sind wir da.“
„Nein! Nein! Nein!“ Ich hüpfte vor Aufregung neben dem Wagen her.
Dann waren wir schon am Marktplatz vor dem Rathaus. Nicht weit von dem großen Kaufhaus entfernt. Viele Menschen drängten sich vor den Türen. Meine Mutter, Maries Urgroßmutter, schob den Kinderwagen mitten ins Gedränge, ich hielt mich ganz doll fest, dass ich nicht verloren ginge. Und dann sah ich ihn. Er stand etwas abseits in der Eingangshalle des Kaufhauses, in Mitten der Menschen.
„Ein Elefant!“, rief ich. „Da ist ein echter Elefant!“
„Ja,“, sagte meine Mutter, Maries Urgroßmutter. „Das ist Tuffi. Tuffi, der Elefant, der aus der Schwebebahn sprang. Damals war er noch klein. Jetzt ist er groß. Und, Tuffi ist eine Elefantendame. Guck mal, wer da neben Tuffi steht! Das ist Tuffis Kind. Es ist jetzt genauso groß, wie Tuffi war, als sie aus der Schwebebahn sprang.“
Ich nahm meine Hand, die ich bis dahin fest an den Kinderwagen gekrallt hatte, langsam weg. Zögernd traute ich mich Schritt für Schritt näher zu gehen. Schließlich stand ich direkt vor den beiden Elefanten. Der Kleine hob seinen Rüssel und begann mein Gesicht zu betasten. Meine Knie zitterten vor Aufregung. Ganz vorsichtig streckte ich meine Hand aus, berührte Tuffis Lederhaut. Von oben guckte die Elefantenmama auf mich herunter. Ganz kleine Augen hatte sie. Und ich glaube, sie hat mir zugezwinkert.“
Alle Kinder guckten Maries Oma mit großen Augen an.
„Wie fühlt sich ein Elefantenrüssel an?“, fragte der kleine Junge, der eben noch geweint hatte.
„Außen rau, ganz rau.“, sagte Maries Oma. „Innen ganz zart. Ein bisschen so wie unsere Zunge. Und dann gibt es da Härchen, die kitzeln.“ Maries Oma lächelte, dann hüpfte sie elegant vom Tisch. Alle Kinder, alle Erwachsenen klatschten in die Hände. Maries Oma verbeugte sich und gab der Schwebebahndame das Mikrophon zurück.
„Danke“, sagte die. „vielen Dank. Das war eine schöne Geschichte. Vielleicht weiß ja noch jemand von Ihnen etwas aus seiner Kinderzeit zu erzählen.“ Sie sah erwartungsvoll die Großeltern an.
„Ja, ich!“, sagte ein Mann in Jeans und gestreiften Pulli. Er kam zum Tisch nach vorne und begann:
Und jetzt sind Sie gefragt!
Schreiben Sie Ihre Geschichte ins Gästebuch. Wir fügen sie ann hier ein!
Gabi und Susann